In der traditionellen Urinfunktionsdiagnostik macht man sich die Erfahrungen der ersten chemischen Harnanalysen des 20. Jahrhunderts zunutze, in der es durch Zusatz von Chemikalien bei Erhitzung zu bestimmten Farbveränderungen, Trübungen und Ausfällungen kommt.
Die Urinfunktionsdiagnostik eignet sich hervorragend zur
Verlaufskontrolle, besonders bei entgiftenden therapeutischen Maßnahmen,
Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Enzymschwächen.
Zur Untersuchung wird normalerweise der frische Morgenharn des Patienten verwendet. Nach einer ersten, allgemeinen Beurteilung (Farbe, sichtbare Inhaltsstoffe, pH-Wert, Geruch) werden 6 vorbereitete Reagenzgläser mit Urin befüllt.
Durch Zugabe verschiedener Reagenzien (z.B. Natronlauge, Schwefelsäure, etc.) kommt es zu unterschiedlichen Reaktionen und deutlich erkennbaren Veränderungen (Phänomene). Die anschließende „Kochprobe“ bedingt – durch den Temperaturunterschied – weitere Reaktionen und Veränderungen (Farbveränderungen, Ausfällungen und Bläschenbildung) des Harns. Primärdiagnostisch werden die 6 Teströhrchen und die jeweils sichtbaren Phänomene zu den unterschiedlichen Organfunktionen in Beziehung gebracht.
Die Ergebnisse werden fotografiert und dokumentiert. Somit hat man einerseits die Kontrolle des Therapieverlaufs (unabhängig von den subjektiven Aussagen des Patienten). Andererseits kann man die Effizienz verordneter Medikamente überprüfen.
Es werden beurteilt: Nierendurchlässigkeit, Darm/Lymphe, Leber/Galle, Pankreasfunktion und über Stauungszustände auch das Herz und die Blutviskosität. Außerdem Aussehen, Geruch und in früheren Zeiten auch der Geschmack. Aus der Abweichung von Farbe, Geruch, Trübung, Ausfällung etc. lassen sich Rückschlüsse auf Störungen im Körpergeschehen ziehen, der „fehlerhaften Zusammensetzung der Körpersäfte“.
Beurteilt wird weiter “wie der Mensch aktuell in seiner Funktion“ lebt, ist seine Lebensweise entsprechend seiner Konstitution und enzymatischen Grundausstattung gesund- oder krankmachend.
So kann man z.B. im Urin eine Herz-Kreislaufschwäche erkennen.
Die aussagekräftige Ganzheitsdiagnose der Harndiagnostik liefert eine Vielzahl relevanter Parameter und Informationen, die äußerst gut in ein naturheilkundliches Therapiekonzept umzusetzen sind.
Die Urinfunktionsdiagnostik ist eine Verbindung der traditionellen Harnschau der Antike, des Mittelalters bis ins 18. Jahrhundert und der ersten chemischen Harnanalysen des 20. Jahrhunderts. Die alten Harndiagnostiker in der Zeit der Antike hatten keine andere Möglichkeit als den Urin nach Farbe, Trübung, Viskosität, Geruch und auch Geschmack zu beurteilen. Diese einfachen Kriterien haben auch heute noch als „Harnschau“ ihre Relevanz (bis auf den Geschmack).
Die Urinfunktionsdiagnose gibt Hinweise auf Störungen und damit Hinweise auf eine individuelle Therapie, sie gibt nicht Auskunft über organische Erkrankungen.
Die Urinfunktionsdiagnostik lässt sich hervorragend mit allen naturheilkundlichen Diagnose- und Therapieverfahren kombinieren.